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Landschaft - Im Ostseeraum

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Broagerland

   
Eine Landschaft mit besuchenswerten Geotopen  
   
Die Broager-Halbinsel liegt von Norden her ausgebreitet in der Flensburger Außenförde. Sie entstand durch die allmähliche Flutung der Flensburger Förde und besteht im Wesentlichen aus einem ausgedehnten Moränenrücken, umgeben von einer Serie von Toteis-Senken zwischen dem Egernsunder Noor (Nybøl Nor) und Vemmingbunder Bucht einerseits und der nordwestlichen Außenförde (Iller-Senke) andererseits.

Der Name ist mittelalterlichen Ursprungs und weist auf die fruchtbaren Ackerfluren (-„Ager“) hin und vermutlich auf die „Brückenkopf“-Funktion der Halbinsel (viele Jahrhunderte hindurch gab es eine Fährverbindung über die 1700 m zwischen Holnis und Brunsnæs). „Bro“ = Steg/Brücke
   
         Kartenausschnitt aus OpenStreetMap (ergänzt)
       
  Im Osten der Halbinsel treffen wir eine kuppige, abwechslungsreiche Randmoränenlandschaft als Randlage zur Senke der Vemmingbunder Bucht an (Broagerland).
Die Hügel erreichen angesichts der Kleinräumigkeit beachtliche Höhen und gewähren einen guten Blick über
die westlich Dynt und Skelde gelegene weitgehend ebene Grundmoränenlandschaft mit ihren großen Ackerfluren.
Dort besteht der Boden aus Geschiebelehm und ist sehr fruchtbar.
  Blick von den Randmoränenhöhen über die westliche 
  Grundmoränenlandschaft
   
  Im hochgelegenen Ort Broager nahe der Fernstrasse 8 zwischen Flensburg und Sønderborg ist die große doppeltürmige Kirche von allen Seiten weithin sichtbar und wurde in früheren Zeiten vom Wasser aus als Seezeichen genutzt. Ihre markanten gotischen Doppeltürme stellen in Nordschleswig eine Besonderheit dar.
Es wird eine sinnige Legende erzählt, die versucht, den Grund dieser Bauform zu erklären: der Landesherr war auf weiter Fahrt, während seine Gemahlin der Niederkunft des Erben entgegensah. Er hatte befohlen, ihm bei der Heimkunft die glückliche Geburt durch die Fertigstellung des im Bau befindlichen Kirchturms anzukündigen. Da es nun eine Zwillingsgeburt war, grüßten ihn bei der Heimkehr Zwillingstürme.
  Die doppeltürmige, mittelalterliche Kirche von Broager 
   
  Die reichen Vorkommen an steinfreien Beckentonen in den ehemaligen Toteisseen ließen eine große Anzahl
Ziegeleien an der Flensburger Förde und am Nybøl Nor entstehen. In einem Zeitraum von 300 Jahren produzierten fast 70 Ziegeleien gelbe und rote Klinker und verschifften sie bis nach Übersee. Es war die größte Konzentration von Ziegeleien in ganz Nordeuropa. Heute vermittelt das Ziegeleimuseum in Cathrinesminde ein beeindruckendes Bild dieser bedeutenden Manufakturen. Am Nybøl Nor arbeiten heute noch einige Ziegeleien und stellen „Egernsunder“ Ziegel her.
  Ziegeleimuseum Cathrinesminde
   
 

Außerhalb der ertragreichen Landwirtschaft vermittelt die Landschaft vielerorts schöne Natureindrücke.
stensigmose gendarmstien
 
Eine besondere Anziehungskraft hat natürlich die Küste rund um die Halbinsel in ihren verschiedenen Ausprägungen
 
 
Die Kliffs von Broager
Vemmingbund
  Vemmingbund ist eine - inzwischen geflutete - Binnensenke in der Serie des Nybøler Toteis-Gewässersystems. Sie ist von Randmoränenhügeln umgeben, die Schwelle von Dybbøl bildet den nördlichen Rand. Die von der Ostsee angeschnittenen Moränenhügel an der Südseite ließen das steile, 25 m hohe, aktive Stensigmose-Kliff entstehen (den deutschen Paläontologen auch als „Gottsche Kliff“ bekannt).  
Geologische Exkursion am Kliff von Stensigmose
 
Das Kliff ist auf Grund seiner interglazialen Ablagerungen und glazialtektonischen Strukturen bedeutsam. Eemzeitliche Fossilfunde gehen auf hochgeschobene Schollen sowohl aus marinen als auch aus Süßwasserablagerungen zurück. Marine, fossilreiche Ablagerungen sind vor allem im nördlichen Teil des Kliffs zu finden, wobei die hier getroffenen Maßnahmen zum Küstenschutz dem Kliffprofil sicher nicht förderlich sind.
(Das Kliff ist Naturdenkmal, das Betätigen des Spatens verboten.)
Gute Infos zur "Eem-Warmzeit" siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Eem-Warmzeit.
 
   
Marine Fossilien im Eemton 
Eine Eemton-Scholle im Kliffprofil

  Schmelzwassersande, häufig in einer späteren Phase schräg gelagert und verschoben, sind im Kliff reichlich aufgeschlossen.


Hier sind durch Eisdruck verursachte gestaffelte Absackungen zu sehen, d.h. die unter dem Eis liegenden Sandablagerungen sind in gefrorenem Zustand zerbrochen und versetzt worden. 
   
Kristalline Gesteine sind (wenn auch nicht reichlich) ebenfalls vorhanden.
Drei Fundbeispiele: 
  Sörmland-Gneis, ein granatreicher Biotitgneis 
  Ein kräftig epidotisierter Magmatit -
auf dem Wege, ein "Unakit" zu werden….
Der Kalifeldspat ist durch Alteration zinnoberrot geworden, die mafischen Anteile wurden in einer Niedrigdruck-Metamorphose in Epidot umgewandelt. 
  ein hübscher rotschlieriger Ignimbrit
Herkunft: vermutlich Dalarna (Rännås-Ignimbrit)

  Zugang zum Kliff findet man entweder von Süden her vom Parkplatz am Campingplatz Spar Es/Skeldebro
oder vom Norden von Vemmingbund aus.
Sehr schön ist die Wanderung auf der Kliffhöhe, auf dem „Gendarmstien“,
dem alten Patrouillenpfad der Grenzgendarmen. 
 
   Blick vom Gendarmstien auf die Dybbøler Schwelle 
   
Die Südküste von Broagerland
Sie besteht wie die Steilufer der deutschen Seite gegenüber aus weichselzeitlicher Grundmoräne über einer partiell sichtbaren Sohle aus zwischeneiszeitlichem Eemton.
Das Kliff zwischen Kobbelskov und Kragesand ist den südwestlichen Winden und dem Wellenschlag der Außenförde ausgesetzt und erlebt vor allem in den Wintermonaten mehr oder weniger starke Abbrüche.

  Es gibt verschiedene Zugänge zu ihm:
Der westlichste ist die Bucht Skeldemark/Kragesand. Es gibt reichlich Parkmöglichkeit. Das Ufer ist hier noch flach, teilweise mit Strandgras bewachsen, sandig, ein gern genutzter Badeplatz. Das bewachsene Kliff gewinnt nach Süden zu allmählich an Höhe. Der schmale Strand wird steiniger. Der Kristallin-Sucher kann sich u. a. über viele Åland-Gesteine freuen.
 

Die nächste Zufahrt ist beim Jugendheim Skeldemark.

  Hier gibt es einen kleinen Parkplatz direkt an der niedrigen Kliffkante, das 22 m hohe aktive Kliff (Borreshoved) liegt rechterhand. Wir finden graue Eemtone an der Basis oder in hochgestellten kleinen Schollen.
Man kann verstärkt Basalte und Diabase in unterschiedlichen Ausprägungen finden,
neben dem hier üblichen Spektrum an Magmatiten und Gneisen. Fossilien in Kalkgesteinen sind wiederum seltener.
 

  Ein bevorzugtes Ausflugsziel ist der
Waldparkplatz Skeldekoppel, auch er liegt nahe der Kliffkante.
Kliffabbrüche vor allem in den Wintermonaten können bewirken, dass dem Strandwanderer  der Weg durch eine Gruppe hoher, über die Kante gebrochener Buchen versperrt ist.

Aber diese Abbrüche - gemeinsam mit der „umwälzenden“ Arbeit des Wassers - erneuern stets die Strandsituation und laden zu neuen Besuchen ein. Stellenweise sieht der Strand bei Niedrigwasser allerdings recht veralgt aus, die Flachwasserzone vor dem Ufer, die kalkreichen Mergelauswaschungen und die übers gesamte Jahr eher gemäßigten Wasserbewegungen in der Förde fördern den Algenwuchs.
 
Alle Parkplätze sind Stationen auf dem „Gendarmstien“ und am Ort mit entsprechenden Kartenskizzen und Beschreibungen versehen.
(siehe: http://www.aabenraa.dk/files/Filarkiv%20-%20doc%20-%20xls%20-%20pdf/Natur/Publikationer%20og%20foldere/Gendarmstien%202005%20TY.pdf)  
 
Funde am Borreshoved von Broager: 
  Intrusionsbrekzie
Sie zeigt durch Gebirgsdruck verursachte Bruchstücke eines sehr dunklen magmatischen Gesteins - eingebettet in eine rötliche jüngere Schmelze (aus überwiegend Feldspat und Quarz). 
  Roter Orthocerenkalk
mit eingeschlossenem Orthoceras (ein Kopffüßer aus dem Ordovizium). Man erkennt gut die Kammerung des Gehäuses - die meisten Kammern sind mit Sediment gefüllt, die beiden vorderen mit weißem Calcit auskristallisiert. 
  Migmatit
ist ein Gestein, das einer partiellen Aufschmelzung ausgesetzt war. Die hellen, neu auskristallisierten Partien (leukosom) liegen fließförmig eingebettet im dunklen (melanosom) Restit
(Restgestein), der der Aufschmelzung noch widerstanden hatte. 
  Kalkstein mit Gletscherschliff
Vor allem die weicheren grauen Kalksteine zeigen häufig gekritzte Spuren, die durch die auflastenden Gletscherbewegungen hervorgerufen wurden. 
  Kinne-Diabase sind in der Flensburger Förde häufig zu findende Gesteine, in unterschiedlich feinerer oder gröberer Ausprägung.
Sie stammen aus den Decklagen des Kinnekulle und benachbarter Tafelberge in Västergötland. Auf Grund ihrer charakteristischen grau körnigen Erscheinung sind sie gut wiederzuerkennen. Die mitunter fühlbaren Noppen sind durch Verwitterung herausgearbeitete Augit-Kristalle.
  Larvikit
ist ein bekannter Dekorstein aus Südnorwegen. Er enthält keinen Quarz.
In diesem Geschiebe kann man große, blauschwarze Feldspatkristalle sehen, in den Zwickeln schwarze Minerale
(v. a. Augit).
Je nach Lichteinfall labradorisieren die Feldspatmischkristalle mit schönem, blauem Schimmer. 
  Dieser Diabas mit den diffus angeordneten, sehr schmalen (leistenförmigen), hellen Feldspateinsprenglingen erinnert an einen Nordwest-Dolerit  -  vergleiche hier.
  Ein sehr aparter, rotbrauner Magmatit mit dicht gepackten, ovalen, hellroten Feldspateinsprenglingen  -  er hat den Habitus eines Drammen-Rapakivi aus dem Oslogebiet.

Skulptur

Eine für Geschiebefreunde interessante Skulptur befindet sich am Ziegeleimuseum Cathrinesminde:
"Skygger af igår" 1994 von Jørgen Haugen Sørensen

 

Dem Betrachter scheint, als möchte der Künstler  mit diesem Werk einen Hinweis geben auf den Ursprung der festen, klaren und geradlinigen Ziegelmauern aus dem weichen, formbaren Tonmaterial.
Dazu hat er Mauersegmente platziert - etwas wahllos, wie wenn ein Riesenkind Mauerstücke beim Spielen wie Bauklötze verteilt.

Darüber „kleben“ „Ton“-klumpen, teilweise sind sie rund geglättet wie aus einer manuellen Bearbeitung heraus. Sie vermitteln optisch einen sehr knetbar plastischen Eindruck im Kontrast zu den Mauerteilen.
 


Überraschend dann die nähere Betrachtung: Die weich wirkenden Klumpen bestehen aus bildhauerisch bearbeitetem Granit. Es ist u. a. der unter dem Handelsnamen „Gotenrot“ häufiger anzutreffende, sehr schöne ostschwedische Götemar-Granit, den man im Geschiebe selten findet. Hier kann man ihn (in noch ziemlich frisch bearbeitetem, zum Teil poliertem Zustand) gut betrachten.

Nahaufnahmen des in der Skulptur verwendeten Götemar-Granits. Es handelt sich um einen in etlichen Steinbrüchen gewonnenen Rapakivigranit von Ostsmåland.
Weitere Bilder und Infos zu dem Gestein unter:
 
http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/granitoide/smalandgranite/goetemar/goetemartext.html
   
Geologische Sammlung
In einem der restaurierten Werksschuppen des Ziegeleimuseums wird eine kleine, schön präsentierte Geschiebesammlung gezeigt. Sie wurde 1989 von dem damaligen Museumsleiter des Flensburger Heimatmuseums,
Alfred Zachau und dem Ehepaar I. und H. Krause aus Hannover als Schenkung in Broager zusammengestellt und
bis zur Einrichtung des Ziegeleimuseums in der Bibliothek von Broager aufbewahrt. Schwerpunktmäßig wird
Paläontologie gezeigt, aber es ist auch eine Auswahl Kristalliner Geschiebe vorhanden.
Geologische Sammlung Broager   Geologische Sammlung Broager
der Ausstellungsraum der Gesteinssammlung      die Kristalline Geschiebesammlung
   
Sehr gute geologische Informationen zu Broagerland in “Det sydlige Jylland” aus der Reihe “Geologisk set”, herausgegeben vom dänischen Umweltministerium. Autoren: Peter Gravesen u. a.