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Landschaft - Strände und Kliffs

 

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Trelde Næs

  Das hoch aufragende Kliff von Trelde Næs ist auch für geologisch Unkundige ein imponierender Ort.
 
Die abrutschenden Kliffmassen geben den Blick frei auf sehr unterschiedlich konfigurierte Schichten und vermitteln Eindrücke von erdgeschichtlicher  -  und gegenwärtiger  -  Dynamik.

Hier hatte die Stauchungstätigkeit des jüngsten Eisvorstoßes innerhalb des Weichsel-Glazials stärker gewirkt als die Ablagerung von glazialen Sedimenten, so dass ein "glaziotektonisches Fenster" entstehen konnte, das uns heute Ablagerungen aus ca. 40 Mio. Jahren Erdgeschichte aufschließt.

Fossil-Interessierte zieht es allerdings mehr auf die Südseite der Halbinsel, wo an der Basis der Steilküste fossilführende eozäne Tone liegen.
       
Das Kap von Trelde Næs wird als "område af national geologisk interesse" gewürdigt und ist in der Reihe "Geologisk set" (Det sydlige Jylland) mit Kartenskizze, Bildern und Profilschnitt beschrieben.
Das bis etwa 30 m hohe Kliff auf der Nordseite der Halbinsel besteht im Wesentlichen aus zwei Tills (elster- und saalezeitliche Geschiebemergel) mit zwischengeschalteten Ablagerungen aus der Holstein-Warmzeit. Diese Sequenz ist stark gestaucht und teilweise steil gestellt, sie baut insbesondere das auffallende Hauptkliff auf. Darüber liegt ein schmales Band von Schmelzwassersanden und jüngerem weichselzeitlichem Till.
Blick von Osten das Hauptkliff (Seekalk, Kieselgur und Sande) Trelde Næs Till im Westen Trelde Næs Till im Osten
 
Die Aufschluss-Situation ist auf Grund der Abbrüche wechselhaft. Die ältesten, untersten Ablagerungen des dunklen eozänen Glimmertons (1. Bild unten: schmaler dunkler Streifen oberhalb des Strandsandes) waren zum Zeitpunkt meines Besuchs weitgehend überdeckt und meist nur unter dem Strandgeröll als nass-schmieriger Untergrund sichtbar. Darin fiel eine hoch gestellte Rippe aus einer harten Limonit-Kruste ins Auge (3. Bild unten).
 
An einer Stelle lagen niedergestürzte und von den Wellen leicht rund gespülte Tonbrocken, die ein auffallendes Netzwerk linienartiger Eisenkonkretionen aufwiesen. Die Brocken gehören möglicherweise zu einem tertiären Ton, der hier als kleine Scholle in die darüber liegenden jüngeren Ablagerungen (Kieselgur der Holstein-Warmzeit) aufgeschoben worden war. Ein aufgeschlagener Brocken zeigt flächige Eisenoxid-Beläge, die darauf deuten, dass hier in dem Liniennetz keine "Kriechspuren" zu sehen sind, sondern mineralische Ausfällungen/Konkretionen.   Bildbeispiel
 
  Über dem eozänen strandnahen Glimmerton liegt im zentralen hohen Teil des Kliffs (unterhalb der auffallenden hellen Stauchungen) elsterzeitlicher Till
(das ist die dunkelgraugrüne Schicht unter der hellgrauen Seekreide bzw. der Kieselgur)  -  allerdings ist er unter den  Abbruchmassen von oben halb verborgen und dadurch undeutlich zu sehen.
(Siehe auch Bild rechts in der Reihe darüber.)
 
 
Die hell erscheinende steile "Nase" des Kliffs besteht zu einem großen Teil aus hoch aufgeschobenen und teilweise verfalteten Ablagerungen aus der Holstein-Warmzeit. Es sind marine Sedimente (= Seeablagerungen), die sich deutlich von den lehmigen oder sandigen glazialen Ablagerungen unterscheiden: Seekalk und Kieselgur.
  Seekalk, nicht immer auf den
  ersten Blick von der 
  Kieselgur abzugrenzen. 
Kieselgur (in den beiden Bilder rechts als loser Strandstein auf einem Holz liegend)
 
Kieselgur (Diatomeenerde) ist als Sedimentgestein aus Diatomeenschlamm entstanden. Diatomeen sind mikroskopisch kleine Kieselalgen, deren Schalen aus Siliciumdioxid bestehen. Diese sind enorm fein ziseliert ausgestaltet. Dadurch ist das Kieselgur zwar Kieselsubstanz, aber lufthaltig, porös und besonders leicht. Es ist ein sehr geschätzter Rohstoff, der vielfältig verwendet wird.
Seekalk (Süßwasserkalk) entsteht in Seen unter Mitwirkung von kalkabscheidenden Wasserpflanzen.
       
  Seekalk und Kieselgur bildeten während der Aufschiebung eine 5 m dicke Lage aus. Sie erweisen sich im Kliff als härter und erosionsresistenter als die glazialen Lockersedimente Till und vor allem Sand. So kann man ihnen als "Härtling" begegnen.
Das erste Bild zeigt im Kliff neben den festen Seekalk-Partien die abrutschenden Sande, die beiden Bilder rechts zeigen nieder gebrochene und vom Sand verschüttete Seekalk-Brocken.
       
Östlich der Holztreppe, die vom oben liegenden Campingplatz an den Strand führt (siehe 1. Bild in der obersten Reihe der Kliff-Bilder), sind leicht nach Westen einfallende Schichten in einer Wechselfolge aus saalezeitlichem Till (Trelde Næs Till) und Schmelzwassersanden aufgeschlossen. Der Trelde Næs Till besteht aus sandigem Lehm, braun bis schwärzlich gefärbt. Stellenweise ist er stark durchsetzt von schwarzem, tertiärem Material (Braunkohle) in Form von dünnen Lagen oder schlierigen Einlagerungen (Gravesen 2004).
schlierige Braunkohle-Einlagerungen im Trelde Næs Till tertiäre Braunkohle im Strandsand
Braunkohlelage im Trelde Næs Till In dem niedrigeren Ostteil des Kliff liegt über dem Trelde Næs Till eine breite dunkle Lage
(biogene Sedimente) aus dem Holstein Interglazial
(s. Profilskizze in Gravesen 2004)
       
Die rein sandigen Partien des Kliffs (saalezeitliche Schmelzwassersande) fallen in mehrfacher Hinsicht auf: Einerseits beherbergen sie in den hohen Bereichen Kolonien von Uferschwalben und lenken dadurch den Blick auf sich, andererseits sind sie von allen Ablagerungen am geringsten stabil und rutschen nahezu permanent in kleinen oder größeren Massen ab. Sie geben dadurch immer wieder schöne Anblicke ihrer fluviatilen Schichtung frei, überschütten und verdecken dabei aber die Basis des Kliffs.
       
Auf Grund dieser Übersandung ist das Auffinden von kristallinen Geschieben eingeschränkt  -  aber natürlich gibt es sie.
Gneisgranit Kinne-Diabas Windkanter Granodiorit mit Xenolithen
       
Die Südseite der Halbinsel (Ufer des Lillebælt nordöstlich von Fredericia) hat ein gänzlich anderes Gepräge.
Das Steilufer besteht auf mehreren Kilometern Länge (bis an den Stadtrand) aus marinen eozänem Sedimenten (Røsnæs- und Lillebælt-Tonen). Diese Tone sind bei Durchfeuchtung ausgesprochen plastisch und führen zum Abgleiten größerer Abschnitte im Steilufer.
       
Die eozänen Tone sind stellenweise fossilreich  -  mit Ausdauer und Glück können Seelilien, Schnecken, Muscheln, Krabben... gefunden werden. Auf Grund ihrer Besonderheit gehören sie allerdings wohl in den meisten Fällen zum danekræ (Geschütztes Naturerbe!).
       
Das Kap von Trelde Næs ist im Hinblick auf Parkplätze und Wanderwege gut erschlossen und lädt auf Grund seiner landschaftlichen Schönheit und geologischen Besonderheit auf jeden Fall zu einem Besuch ein!
Das Kliff vom Badestrand aus Das Hohe Kliff Blick auf den Vejle Fjord Die Südküste

Literatur:
Gravesen et. al. 2004: Geologisk set  -  Det sydlige Jylland. Geografforlaget Odense
Houmark-Nielsen M. 1987: Pleistocene stratigraphy and glacial history of the central part of Denmark. Bull, geol. Soc. Denmark, vol. 36, pp. 1-189.
Larsen G. 2006: Naturen i Danmark: Geologien. Kopenhagen (Gyldendal)
 

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