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Gebrauchssteine  -  Grabanlagen  -  Wulfener Berg

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Die Findlinge

  Da diese großen und schönen Findlinge aus Baustellen zusammengetragen wurden, kamen sie frisch aus der Erde. Auch heute noch lassen sich ihre Gefüge recht gut erkennen  -  anders als bei den vielen großen Strandsteinen, die schon lange der Verwitterung ausgesetzt sind   -  und an denen Fehmarn ebenfalls sehr reich ist, v. a. am Staberhuker Steilufer.  
 
Unter den fast 100 aufgestellten Exemplaren weisen etliche der Steine Flächen auf, die unter dem Eisdruck glatt ge-schliffen wurden, auf manchen sind zudem Gletscherschrammen zu erkennen (linkes Bild)  -  Spuren, die durch die Eisbewegung im Verein mit anderen eingefrorenen Steinbrocken verursacht wurden. Immer wieder trifft man auch auf Windkanter  - abgekantete Steine, deren plane Flächen vom stetigen, sandbefrachteten Wind abgeschliffen wurden (Bild rechts).
Welche Gesteinsarten sind vertreten?
Es überrascht nicht, einen hohen Anteil an Småland-Granitoiden zu finden. Småland ist ein ausgesprochen weites und vielgestaltiges Granitgebiet in Südschweden. Es ist nah genug gelegen, um mit Hilfe des Eises viel Material an die südwestliche Ostseeküste zu liefern. Es heißt nicht umsonst auf einer Tafel im Eiszeitmuseum Lütjenburg: „Sehr viele unserer Granitgeschiebe und Findlinge stammen aus Småland. Eine Reise an die schleswig-holsteinische Ostseeküste ist deshalb, was die Steine angeht, fast auch ein Ausflug in diese historische schwedische Provinz…“
   
Neben dieser kleinen Auswahl von grobkristallin-porphyrischen Graniten und blauquarzführenden Kalifeldspatgraniten sind im Langbett auch die für Småland ebenfalls typischen, rötlichen mittelkörnigen und unterschiedlich stark deformierte Granite anzutreffen - bis hin zu Augengneisen und Gneisgraniten unbestimmter Herkunft.
 
Es gibt weitere Granite, die nicht so ohne weiteres ihre Herkunft preisgeben. Sie können auch aus nördlicheren TIB-Regionen stammen.
ein sehr dunkler Granit, der an den Bornholmer Rønne-Granit erinnert ein heller Granodiorit, der an  Uppland-Gesteine denken lässt ein gelbrötlicher, fast honigfarbener Granit ein "bunter" 2-Feldspatgranit
mit honigfarbenem Quarz
       
Interessant sind auch die mancherlei Steine, die Kontaktsituationen, Klüfte oder Xenolithen (Einschlüsse von Fremd-gesteinen) aufweisen. Sie legen Zeugnis ab von der Unruhe, die mehr oder weniger konstant in der Tiefe unserer Erde herrscht.
     
Von innerer Durchbewegung, teilweiser Aufschmelzung und Neukristallisation berichten auch die sog. Migmatite, die allein von ihrer Optik her  -  jetzt erstarrte - Bewegtheit zeigen. Es sind hier v. a. amphibolreiche Gesteine, die die sich ergebenden Kontraste besonders deutlich zeigen.
 
Ein paar individuelle Besonderheiten gibt es auch zu sehen (unten der Reihe nach):
ein ansonsten häufig zu findendes Geschiebe am Strand, wenn auch nicht immer so großformatig - ein Åland-Rapakivi,
ein Småland-Hälleflint (als rückwärtiger Stein der linken Kammer), der noch seltener in einer solchen Größe gefunden wird,
zwar keine Geschiebe-Rarität, aber hier ein Solist: ein Quarzit (auch ein Stein der linken Kammer),
und ein Sandstein, der deutliche Kreuzschichtung aufweist.
 
Last not least kann auch - soweit im Geschiebe überhaupt möglich  -  Kristallbildung beobachtet werden:
in Form von Pegmatiten (2 Bilder links), mit großkristallinem Feldspat und Quarz
und - als Granat -  bei einem weißschlierigen und einem sehr grobkörnigen Granatgneis (2 Bilder rechts).
 
Fazit: abgesehen von der besonderen Lage auf einem (wenn auch nicht unversehrten) Drumlin ist der Wulfener Berg ein lohnendes Ziel, auch für Kristallin-Interessierte.
   
 
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