Logo

Landschaft - Im Ostseeraum  -  Die Flensburger Förde

Flensburger Förde | Kluesries | Krusauer Tunneltal | Kollunder Wald | Meierwik | Ochseninseln |
Geltinger Bucht
| Geltinger Birk | Habernis Kliff | Habernis Bucht und Moor | Höftland bei Bockholmwik | Wahrberg 
 
Die Halbinsel Holnis
 
Naturstrand an der Außenförde Holnis Spitze Kleines Noor Holnis Kliff
 

Als "außergewöhnlicher geographischer Ort" wird Holnis gerne bezeichnet (z. B. https://de.wikipedia.org/wiki/Holnis)  - 
das trifft tatsächlich in mehrfacher Hinsicht zu.

Ein Blick auf die Karte der Flensburger Förde vermittelt das Bild eines lang gestreckten Sporns, der weit in die Wasserfläche der Förde ragt und somit  -  recht markant  -  Außen- und Innenförde trennt. Das Gelände ragt dabei meistenteils kaum über Meeresniveau, liegt stellenweise sogar tiefer. Erst im Bereich der Spitze hebt sich das Land spürbar   -  bis auf fast 20 Meter über dem Meer.
Tatsächlich war Holnis einst Insel.
Wie ist es dazu gekommen, dass sich heute hier eine Halbinsel vom Glücksburger Festland bis zur Holnisser Kuppe erstreckt?

                      Kartenskizze aus http://www.openstreetmap.de/
 
 
Doch nicht erst dieses letzte Kapitel in der Entstehungsgeschichte der Halbinsel ist interessant.
Es gibt Spuren lokaler erdgeschichtlicher Ereignisse in weit zurückliegender Zeit, die Wirkungen hinterließen. Wir werfen einen kurzen (erinnernden) Blick zurück  -   siehe hier  -  denn auch "Holnis" taucht als Begriff im Kontext des tief liegenden Netzes der Bruchstörungen im Untergrund von Schleswig-Holstein auf.
 
 
   Skizze nach Angaben in den Erläuterungen zur Geologischen
   Karte von Glücksburg, Flintbek 1999 (dort weitere Quellen)
  Die beigefügte (stark vereinfachte) Skizze zeigt die als "Holnis"- und westlich davon die als "Sieverstedter" oder "Flensburg"-Störung bezeichneten Bruchstörungen.
Beide Störungsverläufe werden begleitet von salztektonischen Vorgängen  - d h. in späteren Epochen stieg an diesen Schwächezonen Salz auf.
In nachfolgenden Epochen wurden auch diese aufgestiegenen Gesteinssalze wieder von Sedimenten bedeckt und liegen jetzt im Fall Maasbüll   -  und Holnis sicher ähnlich  -  in etwa 1000 Meter Tiefe.
Sie stellen selbst in dieser Tiefenlage eine messbare Aufwölbung älteren Gesteins (Keuper) in den umgebenden, wesentlich jüngeren Schichten (Lias) dar  - ein Salzkissen.

Es ergibt sich die Frage, wie weit "nach oben" diese alten, geotektonischen Strukturen des tieferen Untergrundes sich auswirken, ob sie trotz der Tiefendistanz tatsächlich Einfluss auf die Oberflächenformen der späteren und möglicherweise der heutigen Topographie haben?
 
Einen diesbezüglichen Hinweis liefert ein in dem Geologischen Kartenblatt 1123 Glücksburg wiedergegebener Schnitt.
Er wurde u. a. aus den Befunden von 12 unterschiedlich tiefen Bohrungen (rote senkrechte Linien) zwischen Wees und Holnis erstellt.
Wir sehen aus der Zeit des Tertiärs (65 Mio. bis 2,6 Mio. Jahre vor heute) ein hügeliges Bodenrelief (gelb). Es ist aus unterschiedlichen sandigen bis tonigen Sedimenten aufgebaut   -  wobei die tertiären Ablagerungen insgesamt wesentlich tiefer reichen als in der Schnitt-Darstellung wiedergegeben werden kann.

Die hier vorliegenden geschichteten Tone und Braunkohlensande fallen von Holnis aus schräg Richtung SSW (Wees) ab. Zwar ist die Fortsetzung auf dänischer Seite aus dieser offiziellen, deutschen Publikation nicht ersichtlich  -  aber die Schrägstellung der (ursprünglich eben abgelagerten) tertiären Sedimente belegt eine aktive Hebung bzw. Wölbung nach ihrer Ablagerung, anzunehmen mit Zentrum ungefähr unter Holnis.
 

vereinfachte Skizze nach dem Geologischen Schnitt (W. Hinsch u. E. Strehl) in: Geologische Karten von Schleswig-Holstein, Blatt 1123  Glücksburg, Flintbek 1998)
 
Für Holnis liegt als geologische Grundgegebenheit also zweierlei vor:
Eine leichte lokale (mindestens bis in das Tertiär aktive) Aufwölbungstendenz und zugleich die Position in einer alten tiefen Rinne (zur Erinnerung siehe hier).
Das spiegelt sich im Bild der heutigen Landschaft wieder  -  in der aufragenden "Insel" inmitten der Förde.
 
Aus dem geologischen Profilschnitt können wir einige weitere Informationen gewinnen, um auch noch eine erste Vorstellung von den komplexen Vorgängen und Hinterlassenschaften der Vereisungen zu bekommen.
Die leicht schräg gestellten tertiären Schichten wurden unmittelbar nördlich vom heutigen Bockholm bis in eine Tiefe von mehr als 100 Meter u. NN angeschnitten und abgetragen. Stattdessen wurde hier Geschiebemergel abgelagert (braun)  -  also, ein Gletscher war dagewesen, hat "gearbeitet" und hat sein Bodenmaterial hinterlassen. Das war zweifellos bereits elsterzeitlich erfolgt, bei der ersten großen Vereisung vor ca. 400.000 - 320.000 Jahren. Ein oberer Teil des Mergels könnte auch später (saalezeitlich, vor 300.000 - 130.000 Jahren) dazugekommen sein.
Des weiteren sprechen die bis Glücksburg reichenden, schluffig-sandigen, weitgehend eben liegenden Ablagerungen (grau)  -  und zwar in weiten Teilen unmittelbar auf dem Tertiär aufliegend  -  dafür, dass hier umfangreiche glaziale Abtragungen erfolgten.
1. Auch das obere Tertiär ist betroffen: Die jüngsten tertiären Sedimente (marine Glimmertone) wurden abgetragen.
2. Bereits abgelagerter Geschiebemergel wurde wieder fortgespült,
3. Wasserflächen haben sich ausgebreitet und feinschluffiges Material abgesetzt.
4. Sanderflächen entstanden, d. h. strömendes Schmelzwasser brachte Sand mit und setzte ihn ab.
Zwischen Glücksburg (Mühlenteich) und Broager bestand hier somit (mindestens zum Ende der Saale-Zeit) eine weite Talebene mit einem See, sehr wahrscheinlich in Form einer Förde  -  vergleichbar, aber ausgedehnter als unsere heutige Flensburger Förde   -  noch ohne die Glücksburger Moränenhöhen und ohne Holnis.  
In den langen Zeiträumen damals wird sich darüber hinaus vieles hier abgespielt haben, was durch spätere Vorgänge überlagert oder ausgelöscht wurde und somit auch nicht im Einzelnen hinterfragt werden kann.

Im Bereich von Wees im "Angelner Hochland" liegen die saalezeitlichen ("und älteren") Geschiebemergel deutlich intakter und in größerer Mächtigkeit vor, als Landmasse.

Uns interessiert nun aber in erster Linie der Bereich zwischen dem Glücksburger Hochplateau und Holnis Spitze,
die heutige Halbinsel Holnis
.
Spät saalezeitlich wurde hier also die Sohle einer weiten Niederung mit Sanden aufgefüllt, schluffigen Sanden aus ruhigeren Gewässern sowie feinen Schmelzwassersanden   -  in einer Mächtigkeit zwischen -70m und -20 m unter NN.

Auch während der Warmzeit zwischen der Saale- und der Weichsel-Vereisung, der sog. Eem-Warmzeit (im Profilschnitt rotviolett) lag das Gebiet unter Wasser. Der damals hohe Meeresspiegel sorgte für eine Überflutung großer Teile des heutigen Schleswig-Holstein, im Osten insbesondere der Förden und hinterließ entsprechende Sedimente. Von vielen Stellen kennen wir die tonigen muschelführenden Meeresablagerungen aus dieser Zeit. Sie werden häufig in Kliffs unterhalb der Weichsel-Moränen, heute meist in Meereshöhe, ein Stück weit freigelegt.

Das heutige Land der Halbinsel Holnis hat also keine tiefen Wurzeln. Es entstand (jung) inmitten der Förde auf Gelände, das bis nahezu 70 Meter tief aus sandigem oder tonigem Schwemmland besteht.
 
Dann fragen wir uns natürlich:
Wann, auf welche Weise und aus welchem Material wurde die Halbinsel Holnis und ihre Moränenkuppe aufgebaut?

Das weichselzeitliche Eis (115.000 - 13.000 v. Chr.) erreichte die Flensburger Förde in mehreren Schüben. Im wesentlichen sind 4 große, mehr oder weniger landschaftsprägende Eisvorstöße erkannt und beschrieben worden.
1.  Während der erste Eisvorstoß Richtung Westen bis über Flensburg hinaus reichte (mit oberflächlich nicht erkennbaren Ablagerungen),
2.  der zweite als eigentliche Haupteisrandlage die Grenze des heutigen Jungmoränenlandes bildet,
3.  der dritte markante Moränenhochlagen im mittleren und westlichen Angeln hinterließ,
4a.  stauchte der vierte den großen Moränenzug von Wees-Munkbrarup-Langballig-Scheersberg-Esgrus...auf.
Während all dieser Eisbewegungen fungierte das Fördental als Tunneltal (als subglaziales, d. h. "untereisisches" Flussbett) eines aus der Umgebung und vom Hinterland gespeisten, starken Schmelz-wasserstromes.
Von Holnis dabei noch keine Spur.
 
 durch Markierungen ergänzter Ausschnitt aus: Stephan 2004 "Karte der
 Stauchgebiete und Haupt-Gletscherrandlagen in Schleswig-Holstein
 
Erst eine schwächere "Nachphase" des letzten großen Vorstoßes (4b) bewirkte, dass hier Boden aufgebaut wurde. Und zwar, weil dieses Eis  - mit Hauptbewegungsrichtung aus Südosten  - nicht mehr weiter kam als bis zur heutigen Halbinsel Holnis. Dort schuf es einen halbkreisförmigen Stauchendmoränenzug von Langballigau über Bockholm bis Holnis (und darüberhinaus: über die sog. Holnis-Schwelle bis Broager). Möglicherweise existierte hier eben doch eine geringmächtige Bodenwelle im Verlauf der alten Holnis-Störung und des oben wiedergegebenen Schnittes, die dem nachlassenden Eis-Schub hier Halt gebot.
Diese Randlage besteht im Bereich von Holnis überwiegend aus aufgeschobenen und gestauchten Beckensedimenten (Ton, Schluff und Feinsand). An der Nordostspitze und in kleinen, verstreuten Schollen auf der Halbinsel kommt auch Geschiebemergel vor. Die Bodenkarte wirkt wie ein bunter Flickenteppich und deutet damit auf eine komplexe und zuweilen wohl auch kontroverse Dynamik hin.
 
Die das Fördental im Holnisser Bereich bogig querende Endmoräne hatte so nun einen sperrenden Wall geschaffen und ließ in dem dadurch abflusslosen Innenförden-Gebiet einen Eisstausee entstehen   -  sehr wahrscheinlich zeitweise sogar zwei oder mehr größere Seen. Denn auch zwischen Rinkenæs und Holnis liegt eine deutliche Verengung des Fördentals mit Untiefen vor. Es ist davon auszugehen, dass es hier einen See in der eigentlichen Innenförde gab  -  der irgendwann überlief und sich zwischen Bockholm und Holnis einen Weg freispülte  -  und einen zweiten See in der Egernsunder Bucht, gespeist durch das dänische Moränengebiet im Nordwesten (Sundeved), der sich einen Abfluss zwischen Holnis und Broager schuf. Demnach lag Holnisspitze zeitweise zwischen 2 Wasserströmen, einem von Norden und dem zweiten von Westen und wurde zu einem isoliert aufragenden Berg.  
 
Und dann?
Im Verlauf des 6. Jahrtausend v. Chr. und nachfolgend stieg durch die anhaltende Klimaerwärmung der Meeresspiegel an, sodass das Wasser der Ostsee in die Fördentäler eindrang und sie schließlich gänzlich flutete.
Nun wurde Holnis tatsächlich Insel.
 
Was aber hat aus der Insel eine Halbinsel werden lassen?
  Es sind Vorgänge, die Abbau und Aufbau vereinen. Sie führen dazu, dass quer durch die Förde eine Landbrücke wächst. Seit einigen tausend Jahren und tatsächlich immer noch...
Anhand der nebenstehenden (vereinfachten) Höhenkarte kann der Prozess in seinen aufeinanderfolgenden Etappen verstanden werden.
Der inzwischen moorig verlandete See Altpugum, der offene See Neupugum, das entwässerte Große Noor, das renaturierte Kleine Noor und der im Nordosten befindliche junge Strandsee stellen Anwachs-Stadien der Halbinsel Holnis dar.
Die beiden "Hörner" (Sandhaken) im Norden von Holnis signalisieren, dass der Prozess weitergeht und die Halbinsel weiterhin bestrebt ist, auf Dänemark zu zu wachsen.
 
Wie kommt es dazu?
Es ist die unaufhörliche Arbeit des Wassers am Bodenmaterial  -  sie führt im Uferbereich u. a. zur Bildung von Nehrungen. Der Wellenschlag des seit Ende der Eiszeit steigenden Wassers, insbesondere die Brandung bei Sturm nagen im Uferbereich an den Sohlen der Moränenhänge. Material wird abgelöst, schwere Steine bleiben liegen und bauen Geröllstrände auf. Die feineren Partikel (Sand, Schluff, Ton) werden mit der uferparallelen Strömung verdriftet und im Strömungsschatten abgelagert. Damit beginnt nach Abbau und Transport der Aufbau: Es entstehen ein Sandhaken, eine Nehrung mit Strandwällen und ein Strandsee mitsamt allmählicher Verlandung.
In K. Gripps grundlegendem Werk
"Erdgeschichte von Schleswig-Holstein" (1964) ist eine Luftaufnahme von Holnisspitze abgedruckt (Tafel 55). Zwar hat sich seit der Aufnahme einiges verändert (die Ziegelei ist verschwunden, das Kleine Noor ist heute eine Wasserfläche, eine neue Zufahrtstraße wurde gebaut...), aber die beiden Sandhaken mit ihren Unterwassersockeln sind sehr schön zu sehen.
Hier auszugsweise Gripps Erläuterung dazu  - gegeben unter der Überschrift "Heutiges erdgeschichtliches Geschehen  -  Sandwanderung am Ostseeufer":
"... Der südliche Teil der Halbinsel war früher vom Meer bedeckt... Nördlich davon (
die Rede ist von der Landungsbrücke der inzwischen verschwundenen Ziegelei Holnishof) das 22m hohe Kliff aus gestauchten Beckensanden. Die dunkle Nordwestecke der Halbinsel ist ein Höftland mit Teich. Es entstand aus dem von jenem Kliff gegen Norden bis weit in See in Nordsüdrichtung aufgeschütteten Strandwall und anschließendem Haken (Westwindwirkung) und einem vom Ostwind an der Nordküste von Holnis gegen Westen aufgebauten Strandwall. An der Nordostecke bedingen sowohl Westwind wie Ostwind die Anfrachtung von Sand zum Aufbau des Nordosthakens..."
 
 
Die Halbinsel Holnis insgesamt wurde (zu den noch als Erhebung bzw. Untiefe vorhandenen Restbeständen des Endmoränenriegels hinzu) von zwei Richtungen her aufgebaut. Bei Ostwind wurde Material von der hohen Moräne bei Bockholm geliefert, bei Westwind von der Glücksburger Moräne. Die beiden Sandhaken-Gabeln wuchsen dann jeweils irgendwann zusammen und umschlossen einen Strandsee  -  und das Spiel begann von Neuem.
So wuchs Holnis in der Begegnung zwischen Außen- und Innenförde  -  eine echte "Brücken"-Funktion. Die Ostseite wurde dabei durch das sehr sandig-kiesige Material von Bockholm zu einer geradlinigen Ausgleichsküste geformt. Etwa 2 km feinster Sandstrand erfreuen heute Badeurlauber und Surfer. Die Westseite erhielt weniger Materialzuwachs, der Boden ist eher tonig/schluffig (= ehemalige Beckensedimente der Innenförde).
Die flachen Erhebungen zwischen den Seebecken bestehen überwiegend aus schluffigem Feinsand (aufgeschoben, aufgespült und aufgeweht) mit kleinen Resten von Mergel. Der Geologische Schnitt zeigt (natürlich vereinfacht) die Reste der weichselzeitlichen und die nachfolgenden  Bodenbildungen  -  wie kleine Häufchen auf den Eem-zeitlichen Ablagerungen.
Aus all dem wird ersichtlich, dass Holnis  -  wasserumgeben  - in einem Förde-Bereich liegt, der während der gesamten Vereisungsperioden und danach immer wieder flutenden Wasserbewegungen mit den entsprechenden erosiven Veränderungen ausgesetzt war  -  erdgeschichtliche Dynamik, bis heute.
 
 
Die Halbinsel Holnis heute
Holnis hält  -  entsprechend ihrer Vorgeschichte  -  sehr abwechslungsreiche Naturlandschaften bereit, aus Naturschutzgründen sind allerdings nicht alle Bereiche zugänglich.
 
Die (ehemaligen) Strandseen:
Altpugum (knapp über NN) liegt in einer talartigen Nische zwischen zwei vorragenden Spornen der kuppigen Glücksburger Jungmoränen-Hochfläche. Es ist ein verlandeter See, über eine flache Bodenwelle von Neupugum getrennt  - und eine undurchdringliche Wildnis aus Erlenbruchwäldern und Röhricht. Er gehört mit
Neupugum zum FFH-Gebiet und Naturschutzgebiet "Pugumer See". Der See Neupugum gibt sich fast ebenso unzugänglich, von einem schützenden Gürtel von Röhricht und Erlenbruchwäldern umgeben, ein Paradies nicht nur für Wasservögel.
Neupugum, Blick von Kobbellück Blick von der Moräne auf Neupugum im Bruchwaldgürtel der Abfluss
 
Das Große Noor
Noch vor rund 300 Jahren war Holnis nur über eine schmale Enge und einen aufgeschütteten Damm mit dem Festland verbunden. Ursprünglich bestand eine erste schmale Verbindung lediglich aus natürlich entstandenen Strandwällen auf der Ostseite.
Das große Noor, als tiefe Bucht zwischen dem Moränen-Sporn von Schausende und flachen Erhebungen bei Dreifeld gelegen, ist der Rest des Meeresarms, der einst Holnis zur Insel gemacht hatte.
Auf Initiative eines ansässigen Landwirts erfolgte zwischen 1924 und 1929 die Abriegelung zur Innenförde. Seitdem wird das Gebiet durch Pumpen trocken gehalten. Es liegt stellenweise bis -2,5 m unter NN.
Zunächst wurden die neu gewonnenen Flächen landwirtschaftlich genutzt. In den 90er Jahren von der Stiftung Naturschutz des Landes Schleswig-Holstein übernommen, besteht das Große Noor heute aus extensiv beweideten Wiesen, die im Sinne des Naturschutzes einer neuen Artenvielfalt Raum geben.

Unter
https://www.youtube.com/watch?v=T9chh1ox_8M
ist ein ca. 15minütiger privat erstellter, sehr informativer Film über die Eindeichung des Noors zu sehen. Sehenswert!

 
   Holnis auf einer historischen Seekarte, vor der Ein-
   deichung des Großen Noors (durch farbige Linien
   verdeutlichte Darstellung)
Die Wiesen des großen Noors im Frühling
Der das Große Noor abriegelnde Deich, das Pumpenhaus und ein einladender Wanderweg auf der Deichkrone...
       
       
Das Kleine Noor
In der 2. Hälfte des 19. Jh. (1870) war das Kleine Noor eingedeicht und entwässert worden. Auch hier war das Anliegen gewesen, weitere landwirtschaftliche Nutzflächen zu gewinnen. 1995 erwarb die Stiftung Naturschutz die Flächen und bereitete die Renaturierung vor. Im Jahr 2002 wurde das Gebiet geflutet  -  mit Hilfe eines Sturmhochwassers schneller als geplant  -  und ist seitdem ein wertvoller Brackwasser-Lebensraum für Fische und Amphibien, auch Nistraum für Wasservögel (neuerdings sogar auf einem Nistfloß). Der Durchstich erhielt eine Fußgängerbrücke, sodass Wanderern der Fördesteig zwischen Schausende und Holnishof weiterhin offen ist.
Durch windbedingte wechselnde Wasserstände in der Innenförde findet ein gewisser Wasseraustausch statt (linkes unteres Bild).
Text einer  Infotafel am Kleinen Noor.
Blick von der Höhe des Kliffs  Wildgänse am Kleinen Noor der Steg am Wanderweg   der ehemals trennende Deich
Wasser strömt ins Noor  Nistfloß mit Küstenseeschwalben  Blick auf das Kliff  das Noor unter Wolken 
       
       
Rundgang um die Holnisser Kuppe
Einige öffentliche Wege führen radial vom Parkplatz am Ende der Holnisser Noorstraße zu Plätzen am Strand. Einen schönen Blick über die Außenförde bzw. auf Broager/Brunsnæs gewährt der Pfad vom alten Fährhaus an den schönen Naturstrand im Nordosten:
Nach dem Umrunden der Nordostecke und beim Wandern entlang des Nordstrandes kann man  -  je nach Jahreszeit  -
den einen oder anderen frischen Kliff-Abbruch sehen und man kann dabei auch wahrnehmen, was das Kliff anfällig für Rutschungen macht: es ist der gestauchte, etwas verworrene Aufbau, die vielen eingelagerten Schichten aus Feinsand und aus wasserstauendem Ton. Hinzu kommen wie bei allen offenen Steilufern das Unterspülen des Kliff-Fußes bei höheren Wasserständen, das Durchnässen des Kliff-Körpers in längeren Regenperioden und (im Winter) die Frostwirkung.
  Frischer Lehm-Abbruch Lehm über Feinsand   Feinsand
Im Bereich der Ost-Ecke ist stellenweise Mergel oder Lehm (d. h. verwitterter, entkalkter Geschiebemergel) in den Aufschlüssen zu sehen. Je weiter man sich in Richtung West-Ecke bewegt, desto sandhaltiger sind die Abbruchstellen. Das kaum zugängliche, eigentliche Holnis Kliff besteht fast ausschließlich aus aufgeschobenen feinen Beckensanden.
gestauchter Feinsand feine Beckensande glatter steinfreier Sandstrand unterspülter Baum
Für den Strandwanderer sind die aus der Kliff-Erosion resultierenden glatten Sandstrände natürlich wesentlich einladender und angenehmer als die unebenen und sturzgefährdenden Geröllstrände  -  aber sie können ihm auch verraten, dass solche sandigen Steilufer eine deutlich kürzere Lebensdauer haben als solidere Mergel-Kliffs. Wir können uns kaum ausmalen, wie viel an Geländeformen in den mehreren tausend Jahren nach Niedertauen des Eises im Bereich von Holnis bereits verschwunden sind...
       
Aber auch das andere findet statt: Aufbau.
Die beiden Sandhaken  -  an der Nordost- und an der Nordwestecke von Holnis  -  fallen bei extremem Niedrigwasser trocken und sind dann recht gut zu sehen. Dann tauchen auch die Sandbänke dazwischen aus dem Wasser auf  -  die als angeschwemmte Ablagerungsflächen ebenfalls ein Zeichen der lokalen Landaufbauprozesse sind. Meist sind sie allerdings nur an ihrer hell bräunlich-grünlichen Färbung als Untiefen im Wasser auszumachen.
In der Satelliten-Wiedergabe bei Google Maps sind die sandigen Unterwasserfahnen der beiden Nehrungsbildungen ausgezeichnet zu erkennen  -  und es ist anschaulich zu sehen, wie da eine Untiefe auf Broager zuwächst. Das Fahrwasser der Förde ist dort (Holnis Enge) ausgesprochen schmal und nur 8 Meter tief.
https://www.google.de/maps/place/Holnis,+24960+Gl%C3%BCcksburg+(Ostsee)/@54.8771894,9.5926908,317m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x47b346e869639123:0x5d8258179bd734fe!8m2!3d54.8702746!4d9.6035766
   
Sandbänke vor Holnisspitze Sandhaken als "Wellenbrecher"
       
Höftsee und Salzwiese
Ebenfalls Aufbauprozesse führten dazu, dass im Nordwestwinkel von Holnis eine Bucht durch Nehrungen abgeriegelt wurde, und ein Strandsee entstand. Es ist eine Wiederholung des Vorgangs, der in der Vergangenheit die Halbinsel entstehen ließ. Der flache See verlandete allmählich. Heute wird er von einer Salzwiese gesäumt und stellt ein wertvolles Brackwasser-Biotop dar. Von dem Fußpfad an, der entlang der Salzwiese auf die Kliff-Höhe führt, ist der Strandbereich im Interesse des Vogelschutzes  ganzjährig gesperrt. Die Sperrung umfasst auch den gesamten Uferbereich entlang des Kliffs bis zum ehemaligen Holnishof. 
Ein Klick auf die Infotafel rechts gibt weitere Informationen.
Ein Blick auf Salzwiese und Höftsee  -   im Sommer und im Winter.    
 
 
Der hohe, weitgehend offene Steilhang des Kliffs erscheint aus der Ferne wie eine aufgerissene Wunde in der sanften Wölbung der Holnisser Kuppe. Hier hat die Erosion (vor allem mit Hilfe der nordwestlichen Winterstürme) das weiche, sandige Material des Moränenhügels kräftig angreifen und abtragen können.
Das Kliff weist in seinem Aufbau schräg gestellte, z. T. überkreuzte Schichten von Schmelzwassersanden, lagenweise auch Beckensande (Schluff) auf. Es ist zur Zeit partiell mit einer Krautschicht bewachsen und  -  wo nicht  -  in den hohen Bereichen von Uferschwalben besiedelt. Für den Strand am Kliff gilt ein ganzjähriges Betretungsverbot.
Die beiden Bilder links wurden von der dänischen Seite aus quer über die Förde an der Enge bei Rinkenæs/Sandager aufgenommen.
       
       
Ziegeleien auf Holnis
In den bereits erwähnten Eisstauseen sammelte sich das sedimentreiche Schmelzwasser (die Gletschertrübe) unter ruhigen Ablagerungsbedingungen. So konnten sich sehr feinkörnige Schluffe und Tone absetzen. Im Gebiet der Flensburger Innenförde weisen die vielen und ergiebigen Vorkommen an steinfreiem Beckenton auf die Existenz umfangreicher Eisstauseen hin. An der buchtenreichen dänischen Küste ab Sønderhav, am Nybøl Nor und an der Westküste von Broager entstanden ab dem 18. Jh. sehr viele Ziegeleien, die sowohl Ton von hoher Qualität zur Verfügung hatten als auch durch ihre Uferlage ihre Ziegel mühelos auf dem Wasserweg verschiffen konnten.
Auf der Halbinsel Holnis existierten drei Ziegeleien: eine in Schausende, eine bei Holnishof und eine kleinere am Nordstrand. Die Ziegelei von Holnishof war die bedeutendste.
Am ehemaligen Standort existiert eine Infotafel (siehe rechts), das Wohnhaus des letzen Besitzers steht noch und der von Ziegelbruch übersäte Strand verrät unmissverständlich, welches Handwerk hier ansässig gewesen war. Es liegt auch noch der eine oder andere Betonbrocken  -  und im Wasser sind die Reste der Verladerampe sichtbar.

Der Ziegeleistandort Ziegelbruch Reste der Verladerampe Strand-Art
       
       
Die Brückenfunktion der Halbinsel Holnis
Im natürlichen Prozess stellen Nehrung und Strandwall erste "Brückenfunktionen" dar.
Die einstige Nehrung setzt sich im Wasser in der Schorre fort  -  in einer seichten Uferzone, die Strände zu sicheren und beliebten Badeplätzen macht. Holnis ist in der glücklichen Lage, mit seiner sandreichen Strandwallküste den längsten (natürlichen!) Sandstrand an der Flensburger Förde zu besitzen.
Der höher gelegene Streifen, den die Wellen auch bei hohen Wasserständen nicht mehr erreichen, ist bewachsen und baut sich mit Hilfe der Vegetation weiter auf.
Sandstrand (Blick nach Norden) bewachsener Strandwall Badestrand bei Drei
       
       
Eine sehr bedeutende Brückenfunktion hatte die Halbinsel Holnis für die (nicht nur lokale) Geschichte der Menschen.
Einige Stationen:
- Im Zuge der Trockenlegung des Großen Noors wurden jungsteinzeitliche Funde gemacht, die eine Besiedelung zwischen
ca. 5000 - 3000 v. Chr. belegen  -  Funde, die einerseits auf die Nutznießung der Wasserflächen hinweisen (ein Einbaum), andererseits das Wasser bzw. Nassstellen zu überbrücken versuchten (ein Knüppeldamm).
Weitere Funde aus dem Siedlungsgebiet Glücksburg-Holnis sind in Glücksburg aufbewahrt.

  Skizze durch H. Stüdtje, JAH 1965, S.132
- Mit der Gründung des Rude-Klosters im Jahr 1210 begann eine durchgreifende Kultivierung des Gebietes. Das Kloster nannte mit der Zeit beträchtliche Besitztümer sein eigen. Holdenesbrotrop (Holnis-Brarup) und Broacker gehörten dazu. Jedoch nicht nur aus diesem Grund bestand früh schon eine Fährverbindung zwischen Holnis und Brunsnæs (Broager). Über Holnis führte ein wichtiger überregionaler Landweg: die Wegeverbindung von Schleswig nach Fünen und Seeland. (Interessant in diesem Zusammenhang: der Name "Broager" besagt "Brückenacker"  -  also auch dieser Halbinsel in der Flensburger Förde wurde eine Brückenfunktion beigemessen.)
- Aus späterer Zeit existieren Unterlagen, die belegen, dass auch die lokale ländliche Bevölkerung  -  z. B. für Viehhandel und weiteren Landhandel die Holnisser Fähre benutzten. Auch Kutschen und Fuhrwerke konnten sie benutzen. Eine ausführliche Dokumentation zur Holnisser Fähre seitens H. Stüdtje ist im Jahrbuch des Angelner Heimatvereins 1965 abgedruckt.
Eine Zusammenfassung gibt dieser Link: http://www.flensburgjournal.de/2013/03/die-fahre-holnis-brunsnaes/
Seit einiger Zeit regen sich Bestrebungen, eine Brückenfunktion für Holnis neu zu beleben  -  mit einer Fahrradfähre für Ausflügler und Touristen nach Brunsnæs. Noch stehen von dänischer Seite aus behördliche Anforderungen dem im Wege  -  aber möglicherweise gelingt es doch, die seit 1875 währende Sackgassen-Situation für die Halbinsel zu beenden.
   
   
   
Literaturhinweise:
Bendixen J.-A. 1951: Küstenformen an der Flensburger Förde. Jahrbuch des Angler Heimatvereins, 15. JG.
Duggen Harald 1989: Ziegeleien entlang der Flensburger Förde. Teglvaerker langs med Flensborg Fjord. Glücksburg
Gripp K. 1964: Erdgeschichte von Schleswig-Holstein. Wachholtz-Verlag Neumünster 1964
Gartz Michael 1987: Quartärgeologische Kartierung des nördlichen Teiles der Halbinsel Holnis im Zusammenhang mit der Untersuchung der Steilküste im Nordwesten der Halbinsel, dem "Holnis Kliff". Diss.
Geologische Karte von Schleswig-Holstein, Blatt 1123 Glücksburg, LLUR Flintbek 1998,
mit Erläuterung (Autor: E. Strehl)
Stephan H.-J. 2004: Karte der Stauchgebiete und Haupt-Gletscherrandlagen in Schleswig-Holstein, Meyniana, 56,
S. 149-154. Kiel.
Stüdtje H. 1965: Holnis und seine Fähre. Jahrbuch des Angler Heimatvereins, 29. JG.
   
als Link zu empfehlen: https://schleswig-holstein.nabu.de/natur-und-landschaft/naturzentren-naturstationen-infos/halbinsel-holnis/
   
  zur Übersicht Flensburger Förde