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Gebrauchssteine - Grabanlagen

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Steine begleiten die Begräbnisriten des Menschen seit vorgeschichtlicher Zeit. Die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Steins legt seine Verwendung im Kontext eines Grabmals nahe  -  als Erinnerungsstein oder als Bestandteil eines Grabbaues.
 


Im nordeuropäischen Raum sind erste Grabanlagen aus der Jungsteinzeit, genauer gesagt: aus der Zeit der Trichterbecher-Kultur zwischen 3500 und 2800 v. Chr., bekannt. Es ist die Epoche der ersten sesshaften Bevölkerung, die Ackerbau und Viehzucht betrieb.
Sie errichteten Großsteingräber, Dolmen. Diese bestehen aus großen, meist unbehauenen Steinblöcken (oder Findlingen), die als Tragsteine aufgerichtet und mit einem Deckstein versehen werden. Zwischenräume wurden durch kleinere Steine in Trockenmauerwerk ausgefüllt. In die dadurch entstehende Kammer wurde der Verstorbene gebettet und dieses Großsteingrab anschließend mit einem Erdhügel bedeckt. Dieser war vermutlich immer mit aufrecht stehenden Steinen eingefasst. Auch wenn die Grabhügel (Hünengräber) aus agrarwirtschaftlichen Gründen inzwischen weitgehend aus der Landschaft verschwunden sind, können hier und da vereinzelte Exemplare auch in Norddeutschland noch wahrgenommen werden.
Zahlenmäßig mehr sind im dänischen Raum erhalten.


                       Mit Bäumen bestandener, abgeflachter Grabhügel, Halskov Vænge, DK
   
     
Urdolmen im Rundhügel, Wald bei Glücksburg Firehoje, bronzezeitliche Grabhügel (Hünengräber) am dänischen Heerweg
     
Wenn der Erdhügel verschwunden ist, können ein Dolmen, ein Ganggrab oder auch ein Steinkistengrab zutage treten.
     
Beispiele für einfache Dolmen:    
     
Südlich von Sieverstedt, nahe der Bundesstrasse nach Schleswig, liegt der
  - „Poppostein
Gemeint ist mit dieser Bezeichnung eigentlich der Deckstein des Steinkammergrabs (Dolmen). Es ist ein kantiger flechtenüberzogener Geschiebeblock. An der geschützten Unterseite lässt sich das Gefüge des Steins erkennen. Es scheint ein heller Järna-Granit zu sein, mit großen, hellrosa farbigen, klar rechteckigen Kalifeldspäten, viel weißem Plagioklas und viel verstreutem Biotit und Hornblende.

Das Steinkammergrab stammt aus der jüngeren Steinzeit (Trichterbecherkultur) und war ursprünglich wie üblich unter einem aufgeschütteten Erdhügel verborgen. Der Zeitpunkt der Freilegung ist unbekannt. Die Sage erzählt, dass Bischof Poppo hier Taufhandlungen vollzogen hat, unter anderen soll im 10. Jh. der Dänenkönig Harald Blauzahn an dieser Stelle getauft worden sein.
Der Deckstein ist ein Schalenstein, man kann 17 schalenförmige Vertiefungen zählen.
Die Anlage steht unter Denkmalschutz. Sechs Grenzsteine von der Mitte des 19. Jh. tragen das Wappen des dänischen Königs. Es handelt sich um Gneise. 
   
 
 

Im Waldgebiet von Halskov Vænge im Osten der Insel Falster, Dänemark, ist ein über lange Zeiten genutztes, reiches Gräberfeld erhalten - mit unterschiedlichen Grabformen aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit.


Am Rande des Schutzgebietes befindet sich dieser (sehr typische), frei gelegte, jungsteinzeitliche Urdolmen. Auch hier wurden wie beim Poppostein (weil kein anstehender Fels vorhanden ist) Findlinge für den Grabbau verwendet, die dem Dolmen ein ähnlich klobiges Erscheinungsbild geben.
   
   
   
Auf der Insel Orust im südlichen Bohuslän befindet sich ein schön erhaltener Dolmen. Er ist, anders als die beiden ersten Beispiele, aus vier gespaltenen, flachen Steinplatten als Tragesteinen errichtet, die einen großen, ebenfalls flachen Deckstein tragen. Dadurch wirkt er weniger schwer. Das Grab konnte in die Trichterbecherzeit (zwischen 3500 und 2800 v. Chr.) datiert werden.
Einige weitere Infos können einer Texttafel entnommen werden, die bei der Grabanlage platziert ist.
 
 

Skizze aus Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Dolmen_von_Haga
Der Hagadösen auf Orust (mit Zugang an der Ecke des Polygons).    Grundrisstyp in der Skizze oben rechts  
 
 
Eine bauliche Erweiterung der einfachen Urdolmen sind Ganggräber. In ihnen wird einerseits die Grabkammer (der Ort der Toten) durch einen vorgesetzten (niedrigen) Gang, einen zu vollziehenden Weg, deutlicher von der Außenwelt (Welt der Lebenden) geschieden. Andererseits ermöglichte wiederum dieser Zugang ganz praktisch die wiederholte Nutzung des Grabhügels.
 
Hulbjerg Jættestuen (Ganggrab, übersetzte Wortbedeutung = "Riesenstube")

Exponiert auf einer Anhöhe im Süden von Langeland, DK, liegt das gut erhaltene Ganggrab von Hulbjerg - in einem noch komplett mit Steinen eingefassten Rundhügel. Die Zwischenräume zwischen den aufrecht stehenden Tragsteinen sind mit sorgfältig eingepasstem Trockenmauerwerk ausgefüllt.
In den 1960er Jahren wurde der Grabhügel von Mitarbeitern des Langeland-Museums geöffnet und untersucht. Es wurden über 2000 Knochen von ca. 36 Erwachsenen und 17 Kindern gefunden, dazu viele Grabbeigaben: Tonwaren, Feuerstein-Waffen und -Werkzeug sowie Bernsteinperlen.

siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Ganggrab_von_Hulbjerg
Die (bearbeitete) Skizze unten wurde der am Ort befindlichen Infotafel entnommen.
 
 Der Zugang zum Ganggrab   Blick in den Gang   Skizze der Grabanlage Das Trockenmauerwerk
 
 
Als Idstedter "Räuberhöhle" bekannt und gerne aufgesucht: ein jungsteinzeitliches Ganggrab nördlich von Schleswig. Es ist bis auf einige fehlende Gang-Steine gut erhalten.
 
 
Es gibt eine ganze Reihe von Dolmen, die  -  nach einer abschließenden wissenschaftlicher Erfassung  -  anlässlich von Baumaßnahmen umgesiedelt wurden. Dadurch bleiben sie immerhin als hinweisender Gegenstand mit eingeschränkter, musealer Funktion erhalten.
 
So wurde z. B. in Büdelsdorf ein Dolmen restauriert, der zu einem größeren Gräberfeld gehört hatte, das einem Gewerbe-gebiet weichen musste.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dolmen_von_B%C3%BCdelsdorf und
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdwerk_von_B%C3%BCdelsdorf

Bei der ebenfalls rekonstruierten Grabkammer von Malente war eine solche wissenschaftliche Bearbeitung nicht mehr möglich gewesen. Sie konnte erst an einem bereits eingeebneten Grab  - mehr oder weniger erfolgreich - durchgeführt werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Grabkammer_Malente
 
 
 
Als eine Weiterentwicklung des Ganggrabes kann das Langbett (Hünenbett) gesehen werden. Es ist eine Grabanlage größeren Ausmaßes, mit einer Breite um ca. 5 m und einer möglichen Länge bis 200 m. Diese langgestreckten und mit großen, aufrechtstehenden Steinen eingefassten Grabanlagen enthielten querliegende Steinkammergräber, die jeweils von der Seite aus zugänglich waren. Integrierte bronze- und eisenzeitliche Urnengräber belegen eine Nutzung der Anlage auch in späteren Jahrhunderten.
Die langgestreckte Aneinanderreihung massiger Findlinge schuf eindrucksvolle, gewichtige Anlagen. Eben megalithisch.
 
Bei Munkwolstrup (südlich von Flensburg) konnte anhand von erhaltenen Aufzeichnungen aus dem 17. Jh. und aus am Ort vorhandenen Reststeinen ein 70 m langes Hünenbett rekonstruiert werden. Es ist das derzeit größte rekonstruierte Großsteingrab Nordeuropas. Weil sich auf dem Gelände fünf weitere Großsteingräber sowie ein Rundhügel befinden, wurde die gesamte Anlage zu einem "archäologisch-landeskundlichen Park" (Arnkiel-Park) aus-gestaltet  -  mit einem entsprechenden Informationszentrum (und kleinem Museum).

Eine ausführliche Beschreibung des noch frischen Zustands (ein Jahr nach der Eröffnung 2007) finden Sie hier .
                                                                               Das Langbett 2014
 
 
 
Nordöstlich von Eckernförde, in der Nähe des Gutshofes Karlsminde liegt ein weiteres restauriertes Hünenbett  -  mit den Maßen 60 m x 5,5 m. Wie das Munkwolstruper Langbett stammt es aus der Zeit der Trichterbecherkultur.
Für weitergehende sachkundige Infos siehe http://grosssteingraeber.de/seiten/deutschland/schleswig-holstein/karlsminde-langbett.php.
 
Das Hünenbett enthält auf der Südseite drei querliegende, "erweiterte" Dolmen (das sind jeweils um einen Tragestein verlängerte Kammern). Bild rechts zeigt einen der drei Dolmen-Zugänge.
 
 
Ein Beispiel für ein unvollständig erhaltenes bzw. wieder ergänztes Hünen-bett ist die Grabanlage im Klecker Wald (Kreis Harburg). Wie die meisten Megalithgräber wurde es  -  wohl in der frühen Neuzeit  - ausgeräumt und die Steine teilweise einer anderen Verwendung zugeführt. Infos darüber gibt eine Infotafel am Ort.
Als Betrachter bekommt man den Eindruck, nur mehr ein "Skelett" vor sich zu haben, eine leere Steinform. Aber auch diese vermittelt eine Ahnung der einstigen Ausmaße.
 
     
     
Ein exponiert auf einem Hügel im Südosten der schmalen Insel Ærø liegendes Langbett hatte unter militärischer Nutzung zu leiden. Lindsbjerg Dysse ist ein ca. 27 m langes und 6 m breites Hünenbett, von dem nur wenige Randsteine  erhalten sind. Seine beiden Steinkammern wurden im 2. Weltkrieg seitens der deutschen Besatzung als Flakstellung benutzt und entsprechend zerstört. Nach dem Krieg blieb der Versuch einer Wiederherstellung unvollständig.
     
     
Vielfach waren die uns erhaltenen Dolmen Teil größerer Gräberfelder. Diese aber sind als Gesamtanlage nicht erhalten. 
     
Reste eines jungsteinzeitlichen Gräberfeldes gibt es beispielsweise auf der Insel Fünen (Dänemark) bei Lindeskov. In landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen an zwei Lokalitäten je 1 Langbett, einige hundert Meter entfernt am Rande eines Waldes 2 weitere Langbetten, ein Grabhügel mit geöffnetem Dolmengrab (Runddolmen) und den Rest eines offenen Grabs zwischen zwei imposanten alten Buchen.
Die Anlage wird auf die Zeit zwischen 3500 - 3000 v. Chr. datiert.
Frühe Untersuchungen und Grabfunde hatten ergeben, dass die Grabkammern auch später, in der Bronzezeit für Bestattungen benutzt worden waren. 1938 war die recht heruntergekommene Anlage in die heutige Situation gesetzt worden.

                                                         Skizze der Anlage (bearbeitet):  aus einer Infotafel am Ort
 
  Langbett 1 ist mit 168 m Länge und ca. 10 m Breite das größte erhaltene Hünenbett in Dänemark.
Nur eine der vorhandenen Grab-kammern ist offen und sichtbar. In ihr fehlen heute 1 Tragestein, der Schwellenstein und der Deckstein.
 
Langbett 6 (Stenbjerggård Langdysse) ist in seiner Ausdehnung wesentlich kürzer, aber mit (ursprünglich) 5 Grab-kammern besonders reich ausgestattet. Allerdings gab es auch hier keine Funde. Als 1938 der Versuch unternommen wurde, die Anlage zu restaurieren, waren zwar alle Steine vorhanden, aber verschoben und überwuchert. Heute ist das mit den aufgestellten Megalithen wohl das "Gerüst" der einstigen Gräber sichtbar - aber es bedarf doch kenntnisreicher Vorstellungskraft, sich das ursprüngliche Erscheinungsbild des Ortes einigermaßen realitätsnah zu verdeutlichen. Skizzen auf den Infotafeln wollen dazu beitragen.
     
Am Rand des Lindeskov Hestehave befindet sich eine kleine Ansammlung unterschiedlicher Gräber. Zwei parallel liegen-de Langbetten (2 und 3) haben mit 50 m eine weniger monumentale Länge als das Langbett 1. Das östliche der beiden (im Bild unten nur zum Teil am linken Rand zu sehen) enthält zwei Dolmen. Einer von ihnen ist gut erhalten (mittleres Bild unten).
Ein mit einem (heute lückig gesetzten) Steinkreis umgebener Runddolmen (Bild links) enthält eine offene Grabkammer (ohne Deckstein, mittleres Bild). Etwas seitlich auf dem Gelände befindet sich eine weitere geöffnete Dolmenkammer (3. Bild unten). Zwischen mächtigen alten Bäumen liegen Reststeine eines weiteren Grabes (kleine Bilder rechts).
   
 

Das Gräberfeld von Lindeskov befindet sich auf dem hochgelegenen Moränenplateau von Ringe, genauer gesagt auf einem der mehreren sich in Ost-West-Richtung erstreckenden Sporne, die entstanden, weil sich subglaziale Rinnen (Tunneltäler) tief in die Moränenfläche einge-schnitten hatten. Diese besonders strukturreiche Landschaft mit fruchtbaren Moränenhochlagen und den nah gelegenen Talungen (mit den einst ebenfalls darin befindlichen Seen) waren für die frühe Besiedelung attraktiv.  


                   Kartenausschnitt (ergänzt) aus https://de-de.topographic-map.com/
 
   
   
Ein nicht unbeschädigt erhaltenes, aber besonders reichhaltiges Gräberfeld befindet sich auf der Insel Falster im Wald von Halskov Vænge. Auf einer seit 1974 unter Schutz stehenden Fläche von 29 ha liegen 6 jungsteinzeitliche Hünengräber, 72 bronzezeitliche Grabhügel, und ein Schalenstein (siehe oben: Urdolmen). Ein Langbett und mehrere bronzezeitliche Grabhügel wurden restauriert. Und Wanderweg und ein kleines Museum erschließen den Ort für Besucher. Infos auch über https://de.wikipedia.org/wiki/Halskov_V%C3%A6nge
   
das stark zerstörte Langbett Nr. 4 das restaurierte Langbett Nr. 3
   
   
    Steinkistengräber gehören einer späteren Zeit an
als die Dolmengräber.
Sie sind in den Boden eingesenkte kistenförmige Gräber.
Vier oder mehr plattenförmige Seitensteine bilden die Kammer,
die durch eine Steinplatte oder einen Block abgedeckt wurde.
Auch Steinkisten waren im allgemeinen unter einem flachem Grabhügel verborgen, der von einem Steinkreis umgeben und markiert war.






ca. 7,5 m langes Steinkistengrab von Hulta, Halland, Schweden
 
   
   
In der nachfolgenden Bronzezeit finden wir verwandte und zugleich in charakteristischer Weise abweichende Formen, Steine rituell bzw. in Grabanlagen eizusetzen.
 
   
weitere Informationen z. B. unter :
http://grosssteingraeber.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Dolmen_in_Schleswig-Holstein
   
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